Vom Heimatschutz zum Leistungssport
Die Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft (FSG) Prien
kann auf vier Jahrhunderte dokumentierte Vereinsgeschichte zurückblicken.
Ihre Wurzeln reichen wahrscheinlich bis in das 16. Jahrhundert.
Spätestens 1529, als die Türken zum ersten Mal vor den Toren Wiens standen,
dürfte die Schützengilde der Herrschaft Wildenwart zum Heimatschutz gegründet worden sein.
1610 übernahm der Tiroler Adelige Ferdinand II. Schurff durch Heirat mit Sophia von Freyberg
aus Hohenaschau die Herrschaft Wildenwart und damit die Herrschaftsgilde,
zu der die Schützen von Prien, Wildenwart, Hirnsberg, Antwort, Mauerkirchen, Greimharting,
Rimsting und Hittenkirchen gehörten. 1617, am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges,
ließ er das erste Schützenrechnungsbuch anlegen und am südlichen Ortsrand
des Hauptortes Prien auf dem Areal des heutigen Wendelstein-Parkplatzes
einen Übungsplatz mit einem Schießstand aus Holz erbauen.
Als die Nachwirkungen des Spanischen Erbfolgekrieges überstanden waren,
errichteten die Schützen dort 1732 ein repräsentatives Schützenhaus aus Stein.
1877 musste der Schießbetrieb an diesem Platz eingestellt werden, weil die Trasse der
1860 eröffneten Eisenbahnlinie München-Salzburg so nahe am Zielbereich vorbeiführte,
dass über den Kugelfang hinaus fl iegende Geschosse die Bahnreisenden gefährdeten.
Der 1878 angelegte Schießplatz an der heutigen Schützenstraße wurde ebenfalls aus
Sicherheitsgründen nach bereits 50 Jahren aufgegeben. Durch die rasante Ortsentwicklung Priens
war die Bebauung entlang der Seestraße zu nahe an die Schießbahnen herangerückt.
1936 eröffneten die Feuerschützen ihr jetziges Schützenhaus im Eichental.
Das 20. Jahrhundert brachte wie für alle Schützenvereinigungen auch für die FSG Prien
neben dem Breitensport einen Wandel zum modernen Leistungssport.
Ab 1966 wurde die Schießanlage im Eichental kontinuierlich ausgebaut und modernisiert.
Heute stehen den Schützen 17 elektronische Stände für Luftdruckwaffen,
8 Klein- und 5 Großkaliberstände sowie ein Bogenschießplatz zur Verfügung.
Neben der Eigennutzung ist die vielfältige Schießanlage Trainings- und Leistungszentrum
des Schützengaus Chiemgau-Prien und Trainingsstützpunkt des Bezirks Oberbayern.
Mit dem Böllerschießen und Traditionsschießen, bei denen mit Waffen alter Bauart
geschossen wird, bewahrt die FSG Prien auch das traditionelle Schützenbrauchtum.
Im vereinsrechtlichen Sinn ist die FSG Prien kein eingetragener Verein (”e.V.”),
sondern ein altrechtlicher Verein, der bereits vor Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches
am 1. Januar 1900 bestand und dessen Rechtsfähigkeit landesherrlich verliehen wurde.
1796 wurde die Schützengilde Wildenwart wie alle militärisch nicht mehr notwendigen
Herrschaftsgilden aufgelöst und in eine Schützengesellschaft umgewandelt,
die sich unter staatlicher Kontrolle selbstständig verwalten konnte.
Mit Aufhebung der adeligen Grundherrschaft und Gerichtsbarkeit 1848
wurde die Schützengesellschaft der Herrschaft Wildenwart dem Gerichtssitz Prien zugeordnet
und damit zur Schützengesellschaft Prien. 1868 erhielt die FSG Prien das königliche Privileg.
Voraussetzung dazu war das Bestehen vor 1848 und die Anerkennung der von König Ludwig II. 1868
erlassenen “Allgemeinen Schützenordnung für das Königreich Bayern”.
Bis heute muss jede Änderung der Satzung – für die noch immer die Schützenordnung
von 1868 verbindlich ist – durch die Regierung von Schwaben genehmigt werden,
der diese Aufgabe vom Ministerium des Innern 2003 übertragen wurde.
Wer mehr über die interessante und wechselvolle Geschichte der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft Prien
erfahren will, kann dies in einer ausführlichen Chronik nachlesen, die zum 400. Jubiläum verfasst wurde.
Verkauf im Schützenhaus: an den dienstäglichen Vortelabenden sowie bei der Schützenwirtin
Preis: 5 €